Manchmal ist nicht das Tool das eigentliche Risiko – sondern der fehlende Rahmen für Governance und verantwortungsvollen Einsatz.

ChatGPT in der Mandantenarbeit – Werkzeug oder Risiko? Eine Legal Risk Map für Wirtschaftskanzleien

29 Jul 2025 in
LegalTech

In der Mandantenarbeit kann unkontrollierte Effizienz unbemerkt zur Haftungsfalle werden.

Die Integration von KI-Sprachmodellen wie ChatGPT in juristische Arbeitsprozesse eröffnet nicht nur neue Möglichkeiten – sie bringt auch erhebliche Risiken mit sich. Wirtschaftskanzleien stehen vor der Herausforderung, Effizienzgewinne durch KI zu realisieren, ohne dabei rechtliche, ethische und berufsrechtliche Anforderungen zu verletzen. Ein disziplinierter, risikobewusster Umgang ist entscheidend, um das Potenzial der KI zu nutzen – ohne Vertraulichkeit, Beratungsqualität oder Compliance zu gefährden.

ChatGPT als Produktivitätsverstärker

ChatGPT eignet sich hervorragend zur Automatisierung routinierter Aufgaben – etwa beim Verfassen von Vertragsentwürfen, bei der Dokumentenzusammenfassung oder für erste rechtliche Recherchen. Diese Prozesse lassen sich durch KI stark beschleunigen, wodurch Durchlaufzeiten und operative Kosten sinken. Für Associates und Berufseinsteiger bedeutet das: mehr Zeit für anspruchsvolle Analysen und strategische Beratung – Tätigkeiten, die weiterhin menschliche Expertise verlangen.

Zentrale rechtliche und ethische Risiken

  • Datenschutz und Vertraulichkeit: Die Eingabe sensibler Mandantendaten in KI-Plattformen birgt die Gefahr unerlaubter Offenlegung oder Nutzung – insbesondere im Hinblick auf Datenschutzgesetze wie die DSGVO oder branchenspezifische Verschwiegenheitspflichten. Kanzleien müssen sorgfältige Anbieterauswahl, sichere Datenverarbeitung und strikte interne Richtlinien sicherstellen.
  • Richtigkeit und Verlässlichkeit der KI-Ausgaben: KI-generierte Inhalte können sachliche Fehler, unvollständige Analysen oder veraltete Informationen enthalten. Eine blinde Übernahme kann zu falscher Rechtsberatung, Haftungsrisiken und Reputationsverlust führen. Eine menschliche Überprüfung ist unerlässlich.
  • Unerlaubte Rechtsberatung (UPL): KI-Systeme besitzen keine Zulassung und erfüllen keine berufsrechtlichen Pflichten. Werden wesentliche rechtliche Entscheidungen an KI delegiert, stellt sich die Frage nach Verantwortung und Zulässigkeit. Letztverantwortung für Mandantenberatung liegt immer beim Menschen.
  • Bias, Fairness und Transparenz: KI-Modelle übernehmen Verzerrungen aus ihren Trainingsdaten – mit potenziell unfairen oder diskriminierenden Ergebnissen. Transparenz über Rolle und Grenzen von KI sowie Monitoring zur Bias-Vermeidung sind essenziell.

Operative und strategische Überlegungen

Neben rechtlichen Aspekten gilt es auch operative Faktoren zu berücksichtigen:

  • Governance-Strukturen: Klare interne Vorgaben zum zulässigen KI-Einsatz, zur Datennutzung und zu Verantwortlichkeiten schaffen Rechtssicherheit.
  • Schulung und Sensibilisierung: Juristische Teams müssen befähigt werden, KI-Ausgaben kritisch zu hinterfragen und Risiken richtig einzuordnen.
  • Mandantenkommunikation: Der KI-Einsatz sollte offen kommuniziert werden, um Vertrauen zu sichern und Erwartungen transparent zu steuern.

Fazit: Balance statt Blindflug

ChatGPT und vergleichbare KI-Tools bieten große Chancen zur Optimierung juristischer Dienstleistungen. Doch der Einsatz im Mandat ist kein Selbstläufer: Effizienzgewinne müssen mit einem stringenten Risikomanagement einhergehen. Kanzleien, die KI diszipliniert, transparent und menschenzentriert einsetzen, können aus einem potenziellen Risiko einen echten Wettbewerbsvorteil machen.

Letzter Punkt: Dürfen Mandantendaten in ChatGPT eingegeben werden?

Hier ist die Grenze eindeutig: Mandantenbezogene Daten dürfen niemals in ChatGPT oder vergleichbare Tools eingegeben werden – es sei denn, es liegt eine Unternehmenslösung mit vertraglich garantierten Datenschutzstandards und sicheren Privatsphäre-Einstellungen vor. In der Standardnutzung können Eingaben in öffentliche KI-Modelle gespeichert und zur Systemverbesserung verwendet werden, sofern dies nicht explizit deaktiviert ist. Selbst bei vorhandenen Datenschutzeinstellungen liegt die Verantwortung stets bei der Kanzlei – nicht beim Anbieter.

Praktisch bedeutet das: Ohne Anonymisierung, Risikoanalyse und – falls erforderlich – Einwilligung der Mandanten dürfen keine identifizierbaren Daten in ein öffentliches KI-System eingegeben werden. Ein einzelner Fehler kann rechtliche, regulatorische und reputative Konsequenzen nach sich ziehen.

In der Mandantenarbeit ist nicht die Innovation das Risiko – sondern deren unkontrollierter Einsatz.

Quellen & weiterführende Literatur

Bildnachweis: Jade ThaiCatwalk – Shutterstock

Hinweis: Dieser Beitrag basiert auf einer automatisierten Übersetzung des englischen Original-Beitrages. Sprachliche Abweichungen sind möglich.